Wer Tokyo kennt, weiß um die ständig wachsende, moderne Metropole in der man immer was erleben kann. Und völlig egal was man sucht, in Tokyo findet man es ganz bestimmt. (Ob es auch bezahlbar ist, steht aber auf einem anderem Blatt.) Sobald man durch die Straßen bummelt, kann man immer etwas gutes zum Essen finden und schöne Einkaufsbummel machen.
Da die Leute von Tokyo immer bestrebt sind alles 120% perfekt zu machen, ist die Stadt sozusagen immer auf der Suche nach etwas neuem und modernen. Das sieht man ganz besonders bei den Bauwerken und Hochhäusern. Aber man merkt auch schnell, das sich die Einwohner scheinbar in einer Art von Zeitstress befinden. Ganz besonders deutlich wird das im Morgen- oder Abendverkehr auf der Strasse. Oder die Leute scheinen förmlich zum Bahnsteig oder Bus zu Fuß zu hasten. Allerdings funktioniert das (im Gegensatz zu anderen Großstädten) alles sehr geregelt. Auch mit dem Auto zu fahren ist nicht einfach, wenn man keinen Parkplatz findet und Rechtsverkehr gewohnt war.
Soweit der Vorspann, den wohl jeder aus dem Fernsehen oder einer Reise kennt. So kam es, dass ich neulich durch eine japanische Freundin (welche auch Auslandserfahrungen hat und so andere Städte kennt) gefragt wurde, wie ich Japan und insbesondere Tokyo finde würde. Nun, Tokyo ist ehrlich gesagt meine erste große Stadt in der ich lebe, vorher waren es eher sehr kleine Städtchen oder Dörfer, abgesehen von kleineren Reisen wie nach Berlin, Stuttgart, Hamburg oder dem Ruhrgebiet. Daher kann ich mir keinen großen Vergleich vorstellen.
Nach dieser Erläuterung wurde sie etwas genauer und fragte „ob Tokyo für mich stressig wäre“. In meinem Kopf flogen plötzlich 1000 Dinge durch den Kopf. Wie z.B. die Dokumentationen aus dem deutschen Fernsehen, die erklären wie stressig der Alltag in der Metropole Tokyo ist. — Aber kann ich diese Meinung teilen? Nein, ein ganz klares NEIN.
Sicherlich gibt es viel neues und unbekanntes zu entdecken, das ist ja normal wenn man in ein fremdes Land reist und dort wohnt. Und womöglich sieht es aus Sicht eines Touristen stressig aus, wenn man die vollen Bahnsteige sieht, die vielen Menschen in der Rush hour und den enge Wohnraum in Tokyo. Aber im echten Leben, gewöhnt man sich sehr schnell daran und wenn man sich ein bisschen Klug anstellt, findet man für alles eine Lösung. Hinzu kommt, das die Japaner nicht wirklich die schnellsten Leute sind, zumindest im Vergleich zu Deutschland. Der letzte Punkt macht auch am meisten aus, zumindest trifft das für mich zu.
Denn ab und an bin ich schon mal genervt und das wirkt sich auch mal in Stress aus, jedoch nicht wegen der Geschwindigkeit, sondern eher wegen der Langsamkeit 🙂 Wenn die Menschenmassen zum Bahnhof schleichen weil sie unterwegs unbedingt mit Handy spielen müssen, statt mal etwas schneller zu laufen. Dabei bin ich im Leben nicht der schnellste, aber die Langsamkeit nervt mich ab und an gewaltig. Gleiches trifft auch zur Arbeitsmoral zu. Richtige Man-Power in der Firma? Fehlanzeige, oder zumindest eher selten. Da ist es kein Wunder, das alle solange Arbeiten müssen.
Ich habe mir zum Vorteil genommen, das die Japaner sehr ihre Regeln lieben. So laufen alle in die gleiche Richtung zum Bahnsteig. Das habe ich am Anfang auch gemacht, mir blieb ja nichts anderes übrig, zudem war ich damals immer noch zu sehr überwältigt von diesen vielen neuen Dingen in dieser Stadt. Doch schon bald merkt man, es geht auch anders. Warum soll ich den Leuten wie ein Schaf hinter herlaufen? Nur weil die Pfeile auf dem Fußboden mir zeigen wo ich am besten laufen soll? Um mich dann wie alle anderen in den voll gestopften Zug zu quetschen? Nö, es geht auch anders. Jetzt laufe ich einen anderen Weg, nehme um die gleiche Uhrzeit, den gleichen Zug und habe dennoch einen Sitzplatz 🙂
Ich mag die Stadt, nicht nur weil es alles gibt. Sondern, weil die Leute immer nett sind sobald sie merken, dass man sich mit der Sprache Mühe gibt. Auch weil es angenehm ist in dieser Stadt zu wohnen. Und weil man alles erleben kann ohne extra weit fahren zu müssen. Kurzum, ich finde Tokyo überhaupt nicht stressig, es macht mir viel Spaß hier zu leben und hoffe noch eine ganze Weile bleiben zu dürfen.